Kurzinformation in Deutsch

Die Mickiewicz-Allee (früher Gustav-Freytag-Straße) ist eine der schönsten Straßen in Gleiwitz. Dort befinden sich vier Reihen Linden, welche die Fahrbahn, eine Rasenfläche und den Fuß- und Radweg voneinander trennen. Diese Straße ist seit Jahrzehnten ein Ort mit unverwechselbarer Atmosphäre zu jeder Jahreszeit. Sie ist ein Ort der Erholung, welcher nicht nur den direkten Anwohnern, sondern allen Bewohnern des Viertels dient. Zusammen mit dem Plac Grundwaldzki (früher Preussenplatz) und der ulica Sowińskiego (früher Lüderitzstraße) bildet sie eine Einheit – einen über zwei Kilometer langen Grünzug. Die Allee ist ein sehr beliebter Ort für Spaziergänge von Senioren und jungen Familien mit ihren Kindern. Auch unsere vierbeinigen Freunde fühlen sich hier pudelwohl. Seit kurzem verfügt die Allee zudem über einen Fahrradweg.

Leider ist die Schönheit und Einmaligkeit dieser Allee bedroht. Alles begann vor ein paar Monaten als bekannt wurde, dass die Stadtverwaltung mehrere Dutzend der wunderschönen alten Linden fällen will, um auf dem Grünstreifen in der Mitte Parkplätze zu bauen. Und das obwohl es in der Straße fast ausschließlich Einfamilien- und Reihenhäuser gibt, welche über eigene Grundstücke verfügen, auf denen alle Anwohner ihre Autos problemlos parken können. Die Pläne der Stadtverwaltung haben die Gemüter der Bewohner des Viertels erregt und so haben sich diese mit Hilfe des Internets organisiert und über die extra für diesen Zweck eingerichtete Internetseite www.ratujmy-lipy.eu sowie eine Facebook-Fanpage und -gruppe (mit mittlerweile über 300 Mitgliedern), zum Protest aufgerufen. Es wurden über 1000 Unterschriften gesammelt und diese zusammen mit einer Petition an die Stadtverwaltung übergeben. Trotz eines enormen Medieninteresses wurden die Bitten und Forderungen der Anwohner vollkommen ignoriert. Schlimmer noch, mittlerweile hat sich die Stadtverwaltung dazu bekannt, dass sie vorhat die zwei entlang der Fahrbahn verlaufen Lindenreihen vollkommen zu entfernen. Insgesamt ist die Fällung von 127 Bäumen geplant. Ersetzt werden soll kein einziger. Statt dessen wird laut über eine Verbreiterung der Fahrbahn nachgedacht, gar die Führung einer Ringstraße durch dieses Wohngebiet ist angedacht. Die Stadtverwaltung versucht die Fällung mit fadenscheinigen Argumenten zu begründen. Vor allem werden angebliche Verkehrssicherheitsgründe genannt. Es wird auch auf Sicherheitsrisiken hingewiesen, die Bäume wären alt und könnten jederzeit umstürzen. Dabei haben ausgebildete Biologen belegt, dass die Bäume kerngesund sind. Linden können über 200 Jahre alt werden, die Linden entlang der Mickiewicza-Allee sind erst 80.

Mittlerweile haben sich unserer Rettungsaktion mehrere Architekten, Stadtplaner und Biologen angeschlossen. Sie alle sind der Meinung, dass eine Fällung unnötig, gar schädlich für die weitere Stadtentwicklung ist. Laut offizieller Polizeistatistik gibt es kaum Unfälle in dieser Straße. Die Bäume erhöhen sogar die Sicherheit, weil Sie die Autofahrer unbewusst zum langsameren Fahren animieren. Außerdem könnte man die Sicherheit durch bessere Kennzeichnung der Bäume und Einführung einer (in Polen leider nicht sehr verbreiteten) Zone 30 verbessern.

Hinzu kommt, dass die Allee Teil einer einmaligen stadtplanerischen Komposition ist. Die Planung gründet dabei auf eine Idee aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, welche vom bekannten Wiener Historiker, Maler, Architekten und Urbanisten Camillo Sitte ausgeht. Die Stadt sollte wie ein Kunstwerk modelliert werden. Dabei war es zunächst in Großbritannien populär die Schönheit und Rationalität zu verbinden. Später setzte sich dieser Trend auch in Deutschland fort. So wurden das Aussehen unter anderem des Viertels in Gleiwitz vor allem durch den bekannten, im Unternehmen Schlesisches Heim tätigen, Architekten Ernst May beeinflusst. Sein Ziel war es nicht entsprechend einer Mode zu planen, die sich von Jahr zu Jahr ändert, sondern entsprechend der Regeln der Menschlichkeit. Das Gleiwitzer Viertel an der Mickiewicz-Allee ist ein einmaliges und glänzendes Beispiel für Planungen in diesem Geiste. Und so sollte es nicht nur für die hier zur Zeit lebenden Menschen, sondern auf Grund seiner europaweit einmaligen historischen Bedeutung, auch für die nachfolgenden Generationen erhalten bleiben.

80 Jahre haben diese Bäume den Menschen Freude bereitet und jetzt sollen diese plötzlich der verfehlten kurzsichtigen Verkehrspolitik der aktuellen Stadtregierung zum Opfer fallen. Helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere Protestaktion.

Bei diesem Text handelt es sich nur um einen kurzen Überblick über die Situation. Wenn Sie an weiteren Informationen interessiert sind oder uns unterstützen wollen, dann schreiben Sie uns an kontakt@ratujmy-lipy.eu.